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Ein Bohrturm geht auf Reisen
 

Bilder zur Verladung                                  Bilder zum Transport

 

Der 43 Meter hohe Turm der KOLLER Rig 19 zierte für fast ein Jahr Papenhorst. Jetzt ist der kilometerweit sichtbare Turm wieder aus der Landschaft verschwunden. Für einen Auftrag in Wilhelmshaven wurde die Anlage in Rekordzeit demontiert und in insgesamt 38 LKW-Ladungen an den neuen Einsatzort transportiert. Ein Schwerlasttransport war nötig, um das 80 Tonnen schwere Herzstück der Anlage auf die Reise zu schicken.

"Na ganz sauber kommt der da doch nie raus", ruft ein Zuschauer und erntet damit zustimmendes gemurmel, das allerdings fast vollständig im Motorenlärm untergeht. Rund 20 Schaulustige beobachten, wie sich der Schwerlasttransporter gegen 21.30 Uhr in der Nacht zum Mittwoch vom Hof der KOLLER Workover & Drilling GmbH in Papenhorst schiebt. Viele sind freiwillig gekommen, andere, die eigentlich mit dem Auto nach Hause wollten sitzen jetzt fest und müssen warten, bis der 45 Meter lange Koloss die Straße nicht mehr blockiert.

 
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Gleich von der ersten Minute an ist Maßarbeit und höchste Konzentration von den Transportprofis der Spedition Reese gefordert. Teilweise mit roher Gewalt, teilweise wie auf rohen Eiern bugsiert Fahrer Peter Fandrich seine Ladung auf die Landstraße. Manch ein Autofahrer ist schon überfordert,

wenn er mit seinem Kleinwagen rückwärts ausparken muss, von Fandrich und seinen Kolonnenhelfern hängt es jetzt ab, ob dieses Manöver mit einem elfachsigem Auflieger samt vierachsiger Zugmaschine gelingt. Immer wieder nimmt der 58-jährige Routinier mit 37 Jahren Berufserfahrung im Schwerlasttransport zu seinen Helfern Funkkontakt auf und macht sich, wenn es besonders eng wird, auch selbst ein Bild von der Lage. "Mir gehören schon ein paar Achsen, ich bin trotzdem nur Fahrer", scherzt Fandrich und gibt sich locker. Dennoch ist ihm die Anspannung anzumerken.

Trotz aller Erfahrung ist der Transport der KOLLER Rig 19 nämlich auch für die Spedition Reese komplettes Neuland. Zwar hat das Team um den verantwortlichen "Truck-Pusher" Lars Haak schon größere Anlagen transportiert, eine aus der Baureihe des KOLLER Rig 19 war bisher jedoch noch nicht dabei. "Wir müssen uns überraschen lassen. Es gibt auf der Strecke gleich ein paar Nadelöhre, und das hier war erst das erste", sagt Haak, als die gigantische Zugmaschine mit ihren 605 Pferdestärken endlich die erste Prüfung des Abends gemeistert hat und vollständig auf der Straße steht.

Dem "Truck-Pusher" kommt die Aufgabe zu, den kompletten Transport zu koordinieren und schon bevor der Zug eine kritische Stelle erreicht, diese ausreichend abzusichern. Auf die Strecke hatte Haak keinen Einfluss. "Ich musste vorher beim Fachbereich Sicherheit und Ordnung Abteilung Straßenverkehr der Straßenverkehrsbehörde Celle Start und Ziel angeben. Die legen dann die Strecke fest", erklärt Haak. "Wir haben es nicht gerade leicht, heute hier weg zu kommen".

Was dies bedeutet, wird deutlich, als der Transport in Nienhagen nicht den direkten Weg zur B3 einschlägt, sondern an der Kreuzung Links in Richtung Ehlershausen abbiegen muss. Die Auebrücke wäre der Belastung durch LKW, Tiefbett-Auflieger und Bohranlage nicht gewachsen. Rund 160 Tonnen bringt das Gespann auf die Waage. So muss Fahrer Peter Fandrich wiederum unter den Blicken vieler Schaulustiger in wahrer Millimeterarbeit Verkehrsschilder, Ampelanlagen und Findlinge auf dem Fußweg umrunden, bevor der Zug um 22.30 Uhr Nienhagen auf der Langerbeinstraße verlassen kann.

Der Transport kommt gut voran. Vor dem 4,37 Meter hohen und 3,70 Meter breiten Gespann fahren die Polizeikommissare Franz von Harling und Holger Stolzmann und warnen den entgegenkommenden Verkehr mit Blaulicht und beleuchteten Warnschildern. "Wir haben hier heute eigentlich den einfachsten Job", sagt von Harling. Die Kommissare haben schon öfter Schwertransporte von Celle aus begleitet und nehmen daher die Verzögerungen gelassen hin. Ihre Arbeit wird erst zu beendet sein, wenn die KOLLER Rig 19 an der Anschlussstelle Mellendorf auf der Autobahn ihre Reise fortsetzt.

Trotz aller Gelassenheit wird nicht nur die Geduld der Polizisten bei der nächsten Verzögerung auf eine harte Probe gestellt. Beim Versuch die Bahntrasse auf der Elverathstraße in einer scharfen Linkskurve zu überqueren, fährt sich Peter Fandrich fest. Die Hinterachsen der Zugmaschinen bleiben in den Gleisen stecken, die letzte Achse des Aufliegers steck im Morast fest. Nichts geht mehr. "Ja, das sind die interessanten Dinge im Speditionsgeschäft", kommentiert "Truck-Pusher" Lars Haak die Lage. Seine Nerven liegen blank. Zwar hatte er vor dem Transport neben der Straße so genannte Baggerplatten mit seinem Team verlegt und so die Straße künstlich verbreitert, dass es so eng werden würde hatte keiner vermutet.

Ein weiterer, per Funk angeforderter LKW umfährt den Transport und soll die Maschine von Peter Fandrich per Abschleppkette aus dem Morast und den Eisenbahnschiene ziehen. Gegen 23.15 Uhr wird der Versuch gestartet und scheitert jäh. Das enorme Gewicht der Ladung arbeitet gegen die Bemühungen des Speditionsteams und drückt den Zug gefährlich nah an die Andreaskreuze des Bahnübergangs. Nach kurzer Planung steht fest, die müssen raus. Der zweite LKW zieht mittels Kran die Kreuze kurzerhand mit samt Fundament aus dem Boden. Während sich die übrig gebliebenen Schaulustigen die Zeit mit Gesprächen und Fachsimpeleinen vertreiben ist Peter Gosslar, Geschäftsführer der KOLLER Workover & Drilling GmbH nicht zum Lachen zu mute. Er hat den Transport bis zum Bahnübergang begleitet, sieht jetzt aber den weiteren Ablauf des Transports in Gefahr. "Diese Verzögerung war so nicht eingeplant, eigentlich sollte der Transport die 250 Kilometer nach Wilhelmshaven in sechs Stunden schaffen und jetzt hängen wir hier schon zwei stunden fest", ärgert er sich. "Nachher kommt das Montageteam noch vor der Anlage an, welches sehr ärgerlich wäre."

Peter Gosslars Nerven werden noch eine ganze weile beansprucht. Erst nachdem auch noch das zweite Andreaskreuz aus dem Boden gerissen wurde schaffen es die LKW-Fahrer die KOLLER Rig 19 um 0.30 Uhr über den Bahndamm zu ziehen. Die Erleichterung bei allen Beteiligten ist groß. Als Opfer der Kurvenfahrt bleiben zwei "entwurzelte" Andreaskreuze, eine platt gefahrene Leitplanke und zerfurchte Erde in der Nacht zurück. Endlich geht die Fahrt des Schwerlasttransports in Richtung B3 weiter.

Der Schwenk auf die Bundesstraße ist ebenfalls zeitaufwendig, im Vergleich mit den Problemen am Bahnübergang ist diese Richtungsänderung aber reine Routine. Bereits um 1.10 Uhr setzt die Kolonne aus Polizei, Schwerlasttransport und Begleitfahrzeug ihre Reise nach Celle fort. Auch Peter Gosslar ist wieder beruhigt. "Ich fahre jetzt nach Hause. ich bin komplett durchgefrohren. Jetzt sollte eigentlich nichts mehr schief gehen".

Er sollte Recht behalten. Auf dem Weg durch Cellewartet keine Überraschung mehr. mit rund 60 Kilometern pro Stunde rauschen die 160 Tonnen Gewicht durch die Stadt über den Wilhelm-Heinrich-Ring und verlassen 1.45 Uhr auf der Fuhrberger Straße Celle in Richtung Wilhelmshaven.


 
 


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