Donnerstag 24.04.2008
Aus Celle, Nordhorn und vom
Chiemsee in Bayern aber auch aus Sedrun in der Schweiz, reisen am 24.04.2008 unsere wissensdurstigen Vereinsmitglieder mit Ihren Frauen in einer
Sternfahrt zum 1.Treffpunkt nach Bad Kissingen.
Treffen um 17:00 Uhr am alten Luitpolds Brunnen.
Frank Becker vom BV
Nordbayern erwartet die Gruppe schon und hält einen beeindruckenden Vortrag
zur Geschichte des Brunnens und zur historischen und modernen
Brunnenbautechnik.
Dann geht’s weiter zum
Hotel nach Markt Einersheim. Nach einem einführenden Vortrag über die
Bergbau und Tagebaugebiete im Bergamtsbereich von Frank, folgt ein
gemütliches Abendessen und Kennenlernen bei Bier und Wein.
Jetzt wird genauer
nachgefragt, wie der Gips- und Anhydritabbau in dieser Gegend mit der
Bevölkerung und speziell den betroffenen Weinbauern verhandelt wird. Das
Miteinander wird als äußerst harmonisch geschildert obwohl es an einigen
Stellen schon mal zu Absenkungen oder Einstürzen im Gelände gekommen ist.
Klaus Bürmann, der
Amtsvorgänger von Frank Becker hat ebenso spannende Episoden aus seinem
Arbeitsleben zu erzählen wie wir und die anderen BV Mitglieder aus Nord
Bayern die uns durch diesen Begrüßungsabend begleiten.
Freitag 25.04.2008
Um 8:45 Uhr fahren wir zum Werk 2 der Knauf Gips KG in Iphofen. Die Firma ist
der Marktführer in Deutschland und Europa. Der Geschäftsführer, Herr Dr.
Lupold RDB Mitglied, führt uns durch die unglaublich sauberen aber auch
lauten -Gehörschutz ist vorgeschrieben- riesigen Hallen mit Bandstraßen von
vielen 100m Länge. Die Gipskartonplattenproduktion und die Lager- und
Logistikabteilung ist sein Geschäftsbereich. Die Firma Knauf hat sich auch
in den Wachstumsmärkten Russland und China gut positioniert. In
gigantischen, 8-etagigen Trocknungsanlagen wird den Gipskartonplatten bei
Temperaturen über 100° die Feuchtigkeit entzogen. Anschließend werden die
Platten in unterschiedlichsten Verpackungseinheiten für Baustellen oder
Baumärkte eingelagert. Aber nur 4-5 Tage. In Dieser Zeit ist zu unserem
Erstaunen die gesamte Lagerkapazität einmal umgesetzt.
Auf für den Versand
bereitgestellten Paletten befinden sich aber auch manchmal nur zwei bis drei
2Kg-Tüten Gips. Auch solche Bestellungen werden auf der kleinsten
Verpackungseinheit, der Euro-Palette per LKW verschickt.
11:00 Uhr unser
PKW-Konvoi fährt nach Nürnberg zur Firma Ochs Bohr GmbH weiter. Frank
Herrman RDB - Mitglied und Geschäftsführer und Armin Goldfuß ebenfalls RDB -
Mitglied, erwarten uns mit belegten Brötchen, Kaffee und
Erfrischungsgetränken. Die folgende Vorstellung der Firma Ochs und der
zugehörigen Firmen Osel und Philip Behringer zeigt uns sofort die
Vielseitigkeit dieser Firma auf dem Bohrsektor.
Die Ehefrauen ergreifen die
Gelegenheit ein von Frank Becker organisiertes Taxi zu besteigen und die
Nürnberger Innenstadt mit ihren Einkaufsmöglichkeiten zu erkunden. Da Frank
alles mit dem Fahrer klärt und die Frauen nur noch einzusteigen brauchen,
fragt der Taxifahrer nach kurzer Zeit ganz vorsichtig: “Sprechen Sie
Deutsch?“
Während einer Bohrung nahe
der Ostseeküste, berichtet Frank Herrmann, hat die Firma Ochs kürzlich
bewiesen, dass auch Herausforderungen wie metergroße Findlinge von Franken
in Preußen bewältigt werden. Diese riesigen Steine in Grundmoränen der
Eiszeit drohten die vorgeschriebene absolute Vertikalität des Bohrlochs zu
torpedieren. Spezial-Bohrwerkzeuge aus der eigenen Produktion haben die
Bohrung gerettet und den Auftraggeber davon überzeugt auch Folgeaufträge an
Herrn Herrmann zu vergeben.
Ein zu regenerierender
Brunnen wurde zum Auslöser für eine neue Idee, die, weil sehr erfolgreich,
als Gebrauchsmusterschutz angemeldet wurde. Statt des Kieses für die
Hinterfüllung der Brunnenfilter wurden nach einigen sehr umfangreichen
technischen Tests und Untersuchungen von Glaskugeln, die ursprünglich als
Ventilkugeln in Dosierern von Schnapsflaschen verwendet werden sollten,
diese kurzerhand als Kiesersatz genutzt und mit vielfach besserer
Effektivität aber auch mehrfach höheren Kosten gern vom Brunnenbetreiber
bezahlt.
Was sich so schön liest hat
Herrn Herrmann zu Beginn aber auch einige schlaflose Nächte bereitet, wie er
im Nachhinein erleichtert zugibt. Das Risiko dieses neuen
Schüttungsmaterials mußte er mit seiner Firma ganz allein tragen. Gebrochene
Glaskugeln hätten die Firma Ochs sehr teuer zu stehen kommen können.
Herr Herrmann gibt dann das
Wort an das RDB Mitglied und Referatsleiter der E.ON Ruhrgas AG
Speichertechnik Region Süd.
Karl-Heinz Havenstein ist
als Diplom Geologe seit 1997 für die lagerstättentechnische Betreuung der
Porenspeicher in Süddeutschland tätig. Ein sehr anschaulicher Vortrag zur
Speicherung, Einspeisung und Entnahme, sowie eine Beschreibung des Speichers
Bierwang mit seiner tektonischen Abgrenzung gegen Norden, war der Abschluss
eines sehr informativen Tages bei der Firma Ochs. In Form einer Aufschiebung
gegen undurchlässige Gesteinsschichten bietet diese tektonische
Kohlenwasserstoffalle sehr gute Voraussetzungen für die Einlagerung von
Erdgas. Verhältnismäßig hohe Porositäten und Permeabilitäten sind wichtige
Kriterien für die Auswahl eines Speichergesteins. Herrn Havenstein und E.ON
vielen Dank für die umfangreichen Informationen.
Auf diesem Weg auch noch
einmal ein herzliches Dankeschön an Frank Herrmann der zusammen mit Herrn
Goldfuß ein sehr aufmerksamer Gastgeber für uns war und die Firma Ochs
hervorragend präsentiert hat.
Zu unserem Hotel in
Paulsdorf kommen wir wie im Flug trotz eines kleinen Abstechers in die
Amberger Innenstadt. Ivonne und Sabine wollen noch unbedingt die einmalige
Architektur der Einkaufsläden in Augenschein nehmen, die auch Michael und
Karl-Heinz vom Fenster eines kleinen Cafes sehr schön bewundern können.
Vor dem Abendessen können
wir noch ganz gemütlich in einem Nebenraum des sehr gepflegten Landhotels
erfahren wie die Kaolinindustrie im Hirschauer Revier arbeitet und ähnlich
wie die Firma Knauf auch den russischen und chinesischen Markt fest im
Visier hat. Joachim Siegert von den AKW erzählt in seinem Vortrag, dass das
Kaolin zu einem großen Teil für die Bau-, Glas-, Papier- und
Keramikindustrie produziert wird. Das Familienunternehmen Dorfner nutzt
jedoch außerdem ihr Know How für Engineering und Beratungstätigkeiten. Das
erfahren wir von Christoph Priess dem Projektingenieur beim Dorfner
Analysezentrum.
Die AKW, Amberger
Kaolinwerke Eduard Kick GmbH sind weltweit tätig und produzieren als
Branchenführer Feldspat, Kaolin und Quarzsand.
Nach dem Abendessen werden
von einer kleinen aber trinkfesten Gruppe die Grappabestände des Wirtes arg
strapaziert. Für den folgenden Abend zeigt sich das Hotel-Restaurant dann
aber extrem gut vorbereitet.
Sonnabend 26.04.2008
Wir fahren in Richtung Süden zur Walhalla. König Ludwig ließ diese im
Stil eines griechischen Tempels erbaute Gedenkstätte für die bedeutendsten
Deutschen auf einem Hügel an der Donau bei Regensburg errichten. Das weithin
leuchtende Bauwerk ist dem Autoreisenden schon bekannt, da es von der
Autobahn aus nicht zu übersehen ist wenn nicht gerade Nebel, wie an diesem
Morgen, die Sicht behindert. Nach den Erniedrigungen die die deutschen
Stämme durch Napoleon erfahren hatten, 1808 mußten 4 Könige und 30 Fürsten
dem Eroberer in Erfurt huldigen, plante der damalige 25 jährige Kronprinz
von Bayern die Schmach durch einen Ehrentempel zu tilgen.
Weiter geht es in die Nähe
von Kelheim zum Kloster Weltenburg. Die Pracht der Klosterkirche ist
unbeschreiblich. Der barocke, verspielte Stil des Malers Cosmas Damin Asam
und seines Bruders dem Bildhauer und Stuckateur Egid Quirin machte diese
Benediktiner Klosterkirche zu einem Meisterwerk des Barock das man gesehen
haben muß. Das Bier der Klosterbrauerei ist aber auch nicht zu verachten.
Ein Teil unserer Gruppe fährt mit dem Schiff durch den Donaudurchbruch nach
Kelheim. Dort auf der Anhöhe über der Stadt wurde nach der erfolgreichen
Vertreibung Napoleons die Befreiungshalle erbaut. In ihr sind auf großen
Tafeln, wiederum von König Ludwig, die Feldherren und die Schlachten gegen
Napoleon verewigt.
Nach dem Besuch der größten
Bergkristallgruppe der Welt, die im Museum von Riedenburg ausgestellt ist,
wird es gegen Abend mit dem Besuch des Reichhart Schachtes wieder
bergmännisch und fachlich höchst interessant.
Die 41 Meter hohe abgebaute
Flussspat Gangspalte ist beeindruckend. Linus Kestel führt uns durch das
Bergwerk und gibt uns Insider Informationen die er hier als Hauer bis zur
Schließung 1974 selbst gesammelt hat. Hier in Freiung / Stulln wurde dann
bereits 1979 daraus das Besucherbergwerk. Der Flussspat in seiner
Farbenfülle von Grün über Braun bis Schwarz ist hier anstehend in einem
Stück Bergbau der Gründerzeit zu besichtigen.
Im Jahr 1890 begann Herr
Reichhart mit dem Bergbau. Schon 1895 mußte ein Schacht bis auf 16 m
abgeteuft werden um dieses Flußmittel zur Herabsetzung des Schmelzpunktes
weiterhin gewinnen zu können. Nach dem 2. Weltkrieg erreichte der Rohstoff
Fluor sein vielseitigstes Einsatzgebiet als Raketentreibstoff, Kältemittel,
Kunststoff und Treibgas für Spray um nur einige zu nennen. Der Besuch
dieses Bergwerks ist sehr zu empfehlen und ein anschließender Abstecher ins
nahe gelegene Steigerhäusl ebenfalls. Bei einem deftigen Abendessen und
einem Bier werden die vielen Informationen aus dem Schacht mit Hilfe von
Linus noch einmal gründlich aufgearbeitet.
Der spätere Restaurant-Test
in unserem Hotel fällt dann trotz einer großen Hochzeitsgesellschaft nach
der maßgeblichen und einstimmigen Meinung von Helmut, Gerd und Klaus aber
erneut gut aus, da wieder genügend geistige Getränke der richtigen Sorte
vorhanden sind.
Am Sonntag 27.04.2008 fahren wir noch für einige Stunden nach Bayreuth. Bei herrlichstem
Sonnenschein macht der Spaziergang durch die Stadt allen sichtlich Spaß. Das
schmucke Opernhaus wird besichtigt das Haus von Herrn Wagner dem Begründer
der Wagnerfestspiele in Bayreuth und natürlich das dazugehörige
Festspielhaus. Helmut Wiesmann der ehemalige Bergamtsmitarbeiter und
langjähriges RDB - Mitglied zeigt uns diese Sehenswürdigkeiten mit
sichtlicher Begeisterung für seine Stadt. Viele seiner Informationen stehen
garantiert in keinem Stadtführer.
Während des Besuchs im
Bergamt erzählt uns Frank abschließend noch einiges über den Bergbau in
Nordbayern von dem wir nichts gesehen hatten. Bei Kaffe und Kuchen, ganz
lecker gebacken von Frau Becker, hören alle noch einmal gespannt zu.
Am späten Nachmittag treten
wir dann beeindruckt von der Gegend und der Stadt und voll neuer
Erkenntnisse und einiger unvergesslicher Tage die lange Heimreise an.
Wir freuen uns auf Euren
Gegenbesuch liebe BV Nordbayern Mitglieder.
K-H Blödorn |